home *** CD-ROM | disk | FTP | other *** search
/ Aminet 33 / Aminet 33 - October 1999.iso / Aminet / docs / mags / gadget41.lha / AmigaGadget41 / AMIGA_Gadget < prev    next >
Encoding:
Text File  |  1999-07-27  |  9.5 KB  |  273 lines

  1. #S2
  2. #Titel Editorial AmigaGadget # 41
  3. #Logo Gadget41:pinsel/AG.Intern
  4.  
  5. #Font losse 16
  6. #C31
  7. Hallo !
  8. #Font topaz 8
  9. #C21
  10.  
  11. Es gibt nicht viel, was die Menschheit
  12. mehr fasziniert und gleichzeitig stär-
  13. ker irritiert als die Zeit.  Natürlich
  14. kann  man es sich  einfach machen  und
  15. mit  Albert  Einstein  davon ausgehen,
  16. dass Zeit das ist, "was man an der Uhr
  17. abliest".  Jeder, der schon einmal auf
  18. etwas warten musste, weiß jedoch, dass
  19. das nicht alles sein kann. Kaum jemand
  20. wird behaupten,  dass er das Verstrei-
  21. chen der Zeit immer gleich erlebt - ob
  22. er gerade einer  mit Spannung erwarte-
  23. ten Ankündigung entgegenfiebert, ob er
  24. sich  im Moment in  einer unangenehmen
  25. Situation befindet oder ob gerade, be-
  26. zeichnendes Wortspiel,  eine gute Zeit
  27. durchlebt. Während sich im ersten Fall
  28. die Tage, Stunden,  Minuten und selbst
  29. Sekunden  ziehen wie  zäher  Kaugummi,
  30. hat  etwa die Ferienzeit  die unschöne
  31. Angewohnheit, wie im Fluge zu vergehen
  32. - aber natürlich nur  dann,  wenn  man
  33. nicht gerade  bei Regenwetter in einem
  34. heruntergekommenen Hotel festsitzt.
  35.  
  36. Dass die absolute Zeit, an die Aristo-
  37. teles und selbst Newton noch  glaubte,
  38. nicht mehr  sein konnte als eine  Fik-
  39. tion der Physik,  war also schon  seit
  40. dem Anbeginn der Zeit jedem mit gesun-
  41. dem   Menschenverstand  ausgestatteten
  42. Zeitgenossen bewußt,  lange bevor sich
  43. endlich  auch   die  Naturwissenschaft
  44. dazu durchrang, die relative Natur der
  45. Zeit anzuerkennen.  Doch  damit  wurde
  46. nichts  besser.  In  der  euklidischen
  47. Raumzeit,  so drückt es beispielsweise
  48. Stephen  Hawking  aus,  verliere  sich
  49. "der  Unterschied  zwischen  Zeit  und
  50. Raum [...] vollständig".  Doch das hat
  51. mit  der erlebten Realität kaum  etwas
  52. zu tun  -  als ob man sich in der Zeit
  53. zurückbewegen  könnte  wie  auf  einem
  54. irrtümlich eingeschlagenen Weg. Im Ge-
  55. genteil:  die Zeit läuft  unerbittlich
  56. ab,  sie ist einer der "beiden größten
  57. Tyrannen der Erde"  (Johann  Gottfried
  58. von Herder).
  59.  
  60. Besondere  Bedeutung kommt der Zeit in
  61. der  IT-Branche zu.  Dort hat  nämlich
  62. grundsätzlich niemand Zeit,  was ange-
  63. sichts der Tatsache, dass die Computer
  64. und das Internet dem Menschen  eigent-
  65. lich  dabei  helfen  sollen,  Zeit  zu
  66. sparen,  durchaus seine ironischen Mo-
  67. mente hat.  John Steinbeck hat  dieses
  68. Phänomen treffend formuliert,  als  er
  69. feststellte,  dass man die meiste Zeit
  70. damit verliert, dass man Zeit gewinnen
  71. will.  Unter dem  Druck des  nach  dem
  72. Intel-Mitbegrüner Gordon Moore benann-
  73. ten  ehernen  Gesetzes  der  Computer-
  74. branche,  nach dem sich die Leistungs-
  75. fähigkeit von Prozessor- und Speicher-
  76. chips   alle  18  Monate   verdoppelt,
  77. bleibt  Hard- und  Softwareherstellern
  78. gar  nichts  anderes  übrig,  als  den
  79. nächsten    Innovationsschritt      in
  80. möglichst  kurzer Zeit zu  vollziehen.
  81. Hinzu  kommt,  dass der nach  wie  vor
  82. boomende  Markt  so umkämpft  ist  wie
  83. kaum  ein  zweiter,  dass  also  jedes
  84. Unternehmen  unter  dem  Zwang  steht,
  85. schneller zu sein als  die Konkurrenz,
  86. weniger  Zeit zu  verbrauchen als  der
  87. Gegner.  So zwingt die Herstellung an-
  88. geblich  zeitsparender  elektronischer
  89. Helfer  die  Hersteller  dazu,  selbst
  90. überall  sparsam  mit der  vorhandenen
  91. Zeit  umzugehen.  Doch damit nicht ge-
  92. nug. Die Zeit stellt dem Menschen ger-
  93. ne auch dann ein Bein,  wenn er gerade
  94. glaubt,  sich  ihrem  Diktat   bereits
  95. gebeugt  zu haben.  Das beste Beispiel
  96. dafür  werden wir  in wenigen  Monaten
  97. erleben,  wenn die  Zeit sich  für den
  98. Versuch  rächt,  durch  das  Weglassen
  99. zweier Stellen  der Jahreszahl bei der
  100. Erstellung   von    Computerprogrammen
  101. (Entwicklungs-  und  Ausführungs-)Zeit
  102. zu sparen.  Und so verbringen  derzeit
  103. Tausende hochqualifizierter Informati-
  104. ker   viel  Zeit  damit,  die   Fehler
  105. früherer Zeiten zu beheben und das so-
  106. genannte Jahr-2000-Problem zu lösen.
  107.  
  108. Auch das "AmigaGadget" hat,  die treue
  109. Leserin und der  treue Leser werden es
  110. (hoffentlich)  bemerkt haben,  derzeit
  111. so seine  Problem mit  der Zeit.  "Wer
  112. den  schlechtesten Gebrauch von seiner
  113. Zeit  macht,  jammert am meisten, dass
  114. sie so  knapp ist.",  sagt Jean  de La
  115. Bruyere, und er trifft damit den Nagel
  116. auf den Kopf.  Diese  "Gadget"-Ausgabe
  117. erscheint  mit einem ganzen Monat Ver-
  118. spätung  und die  Schuld  daran  trägt
  119. alleine der Herausgeber, der Verfasser
  120. dieser  Zeilen,  der sich  seine  Zeit
  121. falsch eingeteilt  hatte und plötzlich
  122.  feststellen mußte,  dass sie zur Fer-
  123. tigstellung  des Magazins  nicht  mehr
  124. reichte.  Nur  der Zufall,  der zweite
  125. der beiden "größten Tyrannen der Erde"
  126. von Herders,  verlieh der  Verzögerung
  127. noch  einen  Sinn.  Denn  auch  jemand
  128. anderes hatte mit der Zeit zu kämpfen.
  129. Die  Firma  QNX hatte  es  mit Maurice
  130. Couve de Murville gehalten,  der einst
  131. sagte:  "Das Wissen  um den  richtigen
  132. Zeitpunkt  ist der halbe Erfolg."  Und
  133. so preschten die Kanadier,  von  denen
  134. man gemeinhin annahm, dass sie das Be-
  135. triebssystem der  nächsten Amiga-Gene-
  136. ration  zur Verfügung stellen  würden,
  137. vor  und verkündeten  den Start  eines
  138. speziell auf Amiga-Programmierer zuge-
  139. schnittenen Entwicklerprogrammes.  Da-
  140. mit  wurde die  Firma Amiga  zu  einer
  141. Reaktion  gezwungen,  da sich  in  der
  142. Zwischenzeit   ihre   Pläne   geändert
  143. hatten  (vgl.  dazu   den  Bericht  im
  144. "Aktuell"-Teil  dieser Ausgabe).  Nach
  145. einem   ersten  Statement,   in    dem
  146. Amiga - Chef Jim Collas in aller Kürze
  147. mitteilte,  dass man entgegen der noch
  148. Ende 1998  verkündeten Pläne  nun  den
  149. Linux-Kernal verwenden wolle,  und mit
  150. dem er mehr Fragen aufwarf als Antwor-
  151. ten gab,  wurde für die  nächste  Zeit
  152. die Veröffentlichung eines "Technology
  153. Brief" angekündigt, in dem man weitere
  154. Informationen zum  neuen Amiga-Konzept
  155. bekanntgeben  wollte.  Darüber  hinaus
  156. verdichteten  sich die Gerüchte,  dass
  157. während der  Londoner "World Of Amiga"
  158. (WoA)  am  24. und 25.  Juli  enthüllt
  159. werden  könnte,  welcher Prozessor  in
  160. der  Brust  des neuen  Amiga  schlagen
  161. würde.  Da fiel es  nicht schwer,  die
  162. Zeichen der Zeit zu erkennen,  und den
  163. Erscheinungstermin der  einundvierzig-
  164. sten "Gadget"-Ausgabe  entsprechend zu
  165. verschieben. Doch während der "Techno-
  166. logy Brief" noch in der Zeit erschien,
  167. bleibt auch nach der WoA die Identität
  168. des   Prozessor   dem   interessierten
  169. Amiga - Nutzer verborgen  -  auf unbe-
  170. stimmte Zeit.
  171.  
  172. Doch auch Zeiten ändern sich, und eine
  173. große  Zeitenwende  steht,   wie  oben
  174. bereits kurz erwähnt,  unmittelbar be-
  175. vor.  Die Rede ist natürlich  von  dem
  176. Jahrtausendwechsel,  der in  Wirklich-
  177. keit  keiner  ist.   Doch  obwohl  das
  178. dritte Jahrtausend  eigentlich erst am
  179. 1.  Januar  2001 beginnt,  feiert  die
  180. Menschheit den  Millenniumswechsel zum
  181. 31. Dezember 1999.  Das "Gadget"  kann
  182. da nicht abseits stehen.  Es ist  also
  183. mal wieder an der Zeit für  eines die-
  184. ser ambitionierten Projekte, von denen
  185. dieses Diskettenmagazin schon so viele
  186. vor  ihrer Zeit  hat zu  Grabe  tragen
  187. müssen.  Dennoch bleibt natürlich  die
  188. Hoffnung,  dass diesmal  alles  anders
  189. wird.  Denn die  übernächste  Ausgabe,
  190. das "AmigaGadget"#43,  wird aller Vor-
  191. aussicht   nach  Ende  November   oder
  192. Anfang   Dezember  1999    erscheinen,
  193. bietet  also  die   optimalen  Voraus-
  194. setzungen  für  einen  Blick   zurück,
  195. zurück auf das vergangene Jahrtausend,
  196. auf  das  ausgehende Jahrhundert,  auf
  197. das  letzte  Jahrzehnt,  das  zu  Ende
  198. gehende Jahr. "Spiegel" - Leser wissen
  199. bekanntlich  mehr,  und so  kennen das
  200. Hamburger  Nachrichtenmagazin  lesende
  201. Zeitgenossen vermutlich  auch die dort
  202. seit  einiger Zeit  abgedruckte  Serie
  203. "Das 20. Jahrhundert",  in der schwer-
  204. punktmäßig bestimmte Entwicklungen der
  205. letzten  einhundert  Jahre  beleuchtet
  206. werden  -  vom  "Jahrhundert der Impe-
  207. rien" bis zum "Jahrhundert der Massen-
  208. kultur".  Da es  auch ein  Jahrhundert
  209. der schamlosen Plagiate war,  will das
  210. "Gadget"  keine Ausnahme machen  (aus-
  211. nahmsweise...) und sich diesen Einfall
  212. entleihen,  wenngleich in einer erwei-
  213. terten Form. Der Plan sieht folgender-
  214. maßen aus:  Der "Grundlagen"-Teil  der
  215. übernächsten  "Gadget" - Ausgabe,  der
  216. letzten,  die in einem Jahr  mit einer
  217. mit   "1"  beginnenden   vierstelligen
  218. Jahreszahl erscheinen wird,  soll ähn-
  219. liche     Betrachtungen    vergehender
  220. Zeitenräume  enthalten,  ohne dass  es
  221. dabei einer Beschränkung auf das zwan-
  222. zigste  Jahrhundert  bedarf.   Denkbar
  223. wären also Beiträge  wie "Das Jahrtau-
  224. send der Religionen", "Das Jahrhundert
  225. der  Nationen",   "Das  Jahrzehnt  der
  226. Mikroprozessoren".  Oder leichtgewich-
  227. tiger:  "Das  Jahrhundert  des  Films"
  228. oder  "Das Jahrzehnt der Computerspie-
  229. le".  Der Phantasie (oder,  "Das Jahr-
  230. hundert der Rechtschreibung", der Fan-
  231. tasie  ?)   sind  da   keine   Grenzen
  232. gesetzt.  Wichtig  ist nur,  dass sich
  233. möglichst viele an diesem Vorhaben be-
  234. teiligen - und je  früher die Beiträge
  235. in der Redaktion eingehen,  desto bes-
  236. ser.  Die vier  Monate,  die  bis  zur
  237. dreiundvierzigsten  "Gadget" - Ausgabe
  238. noch Zeit sind,  mögen heute nach viel
  239. Zeit  klingen.  Doch wenn  man aus der
  240. letzten  Zeit eins  gelernt hat,  dann
  241. ist  das  die Erkennts:  Wer  zu  spät
  242. kommt, den bestraft die Zeit.
  243.  
  244. Nach   dem  die  Zeit  der   geneigten
  245. Leserin  und des  geneigten Lesers nun
  246. lange  genug in Anspruch genommen wur-
  247. de, ist  es wohl an der Zeit, die Ter-
  248. mine der nächsten Ausgabe bekanntzuge-
  249. ben:
  250.  
  251.            Einsendeschluß:
  252. #C10
  253.              24.09.1999
  254. #Y+4
  255. #C21
  256.          Erscheinungstermin:
  257. #C10
  258.              27.09.1999
  259. #C21
  260.  
  261. Die   letzten    Augenblicke    dieses
  262. Editorials  gehören  schließlich,  wie
  263. immer, zwei technischen Hinweisen. Zum
  264. einen  heißt die Musik,  die  über das
  265. "Intern"-Menü abgespielt  werden kann,
  266. "April's Favorite" und stammt von Deva
  267. Winblood.  Und zum anderen ist  da die
  268. Seitenzahl der aktuellen Ausgabe.  Sie
  269. beträgt 572.  Höchste  Zeit also,  mit
  270. der Lektüre zu beginnen.
  271.  
  272. #Pinsel gadget41:pinsel/an rechts
  273.